
Bei der Arbeit
Das Arbeitszimmer
Viele Menschen glauben, ein Schriftsteller sitzt den ganzen Tag an seinem Schreibtisch und darf nicht gestört werden und schreibt und schreibt. Das wäre ja vielleicht ein langweiliges Leben! Zum Glück ist das bei mir ein bisschen anders.
Zum Beispiel bin ich ganz oft irgendwo, um Kindern vorzulesen und etwas über meine Bücher zu erzählen. Und jedes Mal fragen die Kinder, wie das denn so funktioniert mit dem Bücherschreiben, darum will ich das jetzt mal erklären.
Also, bei mir ist das so:
Gleich morgens, wenn meine Familie aus dem Haus gegangen ist, zur Arbeit und zur Schule, setze ich mich hin und fange an zu schreiben. Zu Anfang, wenn ich noch überlege, was in einem Buch überhaupt alles so passieren soll und welche Personen darin vorkommen, mache ich mir ganz viele Notizen mit der Hand – und das tue ich immer am Esstisch.
Früher, als ich noch kein Arbeitszimmer hatte, habe ich meine Bücher nämlich alle mit der Hand am Küchentisch geschrieben, und darum fällt mir an einem Tisch, der eigentlich zum Essen da ist, einfach immer noch am meisten ein.
Aber wenn ich meinen Plan fertig gebastelt habe und endlich weiß, wie die Geschichte aussehen soll, dann setze ich mich doch an den Schreibtisch und schreibe jeden Tag ein paar Seiten. Dazu brauche ich nichts weiter als eine Tasse grünen Tee und meinen Laptop.
Manchmal klingelt zwischendurch auch das Telefon und meine Lektorin möchte etwas besprechen (das ist die Frau, die guckt, ob in einer Geschichte auch alles richtig ist) oder eine Lehrerin fragt an, ob ich nicht mal an ihrer Schule vorlesen möchte. Aber sobald das Gespräch zu Ende ist, freue ich mich, dass ich weiterschreiben kann. (Das Schreiben macht mir ziemlich viel Spaß.)
Wenn mir nichts mehr einfällt, so ungefähr nach drei Stunden, setze ich mich erst mal hin und beantworte meine Post, und das ist meistens eine ganze Menge. Ich bekomme nämlich viele nette Briefe von Kindern, und was ich am schönsten finde: Ganz oft malen sie sogar Bilder dazu. Da freue ich mich dann besonders, weil ich selbst leider nur ganz schlecht zeichnen kann. Darum staune ich immer, wie gut viele Kinder das können.
Der schönste Augenblick ist bei jedem Buch natürlich, wenn es eines Tages (lange, lange nachdem ich mit dem Schreiben fertig bin) an der Haustür klingelt und die Post mir ein Päckchen bringt, und in dem steckt das allererste fertig gedruckte Exemplar. Dann lasse ich meine Arbeit stehen und liegen und reiße das Päckchen auf und freue mich, dass viele andere Menschen aus der Geschichte, die ich mir ausgedacht habe und die vorher nichts weiter war als ein Text in meinem PC, wieder ein richtiges Buch gemacht haben. Denn ohne die Illustratoren, die die Bilder malen, und ohne die Drucker und die Buchbinder und natürlich ohne die Lektorin, die guckt, ob in einer Geschichte auch alles richtig ist – ohne alle diese Menschen würde es meine Bücher ja gar nicht geben! Darum gehören ihre Fotos eigentlich auch noch hierher. Aber das würde dann auf dieser Seite vielleicht doch ein bisschen drängelig werden.